Service Reden 2006 › Schirmherr Bernd Busemann

  21. Februar 2006
Rede anlässlich der Verleihung des Deutschen Bildungssoftwarepreises digita 2006

 
 
digita-Schirmherr Bernd Busemann, Kultusminister des Landes Niedersachsen auf der didacta 2006 in Hannover

ES GILT DAS GESPROCHENE WORT!


Sehr geehrter Herr Prof. Hendricks,
sehr geehrte Damen und Herren,

zum 11. Mal jährt sich heute die Verleihung des Bildungssoftwarepreises digita, die traditionsgemäß auf der didacta und dort auf dem Forum Multimedia des VdS Bildungsmedien e.V. stattfindet. Vor allem, weil die didacta wieder einmal in Hannover stattfindet, habe ich gern die Schirmherrschaft für den "digita" übernommen.

 
 
 
Wie wichtig die neuen Medien, also Multimedia und Internet, für die Schülerinnen und Schüler sind, wissen wir nicht erst seit heute. Niedersachsen hat eine lange, erfolgreiche Vergangenheit in dem Engagement hinter sich, die Ausstattung (Hard- und Software) der Schulen zu verbessern, neue Medien in den Unterricht zu integrieren und die Lehrerschaft für diese Aufgabe vorzubereiten. Bereits 1984 haben wir - wie viele andere Länder auch - mit dem Vorhaben "Neue Technologien und Schule" begonnen, das dann 1993 mit der Veröffentlichung von 30 Bänden mit Unterrichtsmaterialien und didaktischen Hinweisen für den Einsatz des Computers im Unterricht endete. Schon damals war Herr Prof. Hendricks, der heute verantwortlich für den digita ist, externer wissenschaftlicher Berater für Niedersachsen (im Übrigen später noch einmal bei unserem Expo-Projekt: "Welche Schule braucht die Zukunft unserer Welt?" und als Moderator unseres Hearings zur Eigenverantwortlichen Schule). Später führten wir die Projekte "Moderne Schule" und die "Multimedia-Initiative Niedersachsen" durch, aus der unter anderem der Niedersächsische Bildungsserver NiBiS entstand, das Programm des Bundes "Zukunftsinvestitionen für Berufliche Schulen (ZiBS)" und ab 2001 die nach wie vor aktive und erfolgreiche public-privat-partnership-Landesinitiative "n-21:Schulen in Niedersachsen online e.V.". Allen diesen Initiativen war gemeinsam, dass sich Land und Schulträger zusammen (teilweise auch mit dem Bund) mit erheblichem Mitteleinsatz um eine adäquate Ausstattung der Schulen bemüht haben. Gerade in den letzten fünf Jahren sind über n-21 über 2.400 Schulen mit Computern und Software im Wert von über 50 Millionen Euro ausgestattet worden.

 
 
Es kann aber nicht genügen, viel Geld zu investieren, um den Schulen eine vorzügliche PC-Ausstattung einzurichten: die PC müssen im Unterricht auch eingesetzt werden. Die vier Hauptgründe für die noch zurückhaltende Nutzung sind hinreichend bekannt:
•  Die Lehrkräfte sind nicht genügend ausgebildet.
•  Die PC stehen in abgeschlossenen PC-Räumen und sind daher nicht
jederzeit zugänglich.
•  Die PC werden nicht betreut und funktionieren nicht so, wie es sich die -
häufig auch unerfahrenen - Lehrkräfte wünschen.
•  Es gibt nicht genügend Anwendungssoftware und/oder didaktische Hinweise für den Einsatz im Unterricht.

 
 
An allen diesen Punkten kann aber angesetzt werden. Mit vereinten Kräften des Landes, der Wirtschaft und der kommunalen Schulträger lässt sich der Einsatz von Multimedia und Internet im Unterricht deutlich verbessern. Ich nenne einige Beispiele:

•  Über das Fortbildungsprogramm "Intel - Lehren für die Zukunft" sind in den letzten Jahren allein 13.000 Referendarinnen und Referendare sowie Lehrkräfte im Einsatz der neuen Medien im Unterricht fortgebildet worden. Niedersachsen beteiligt sich auch am Folgeprogramm von Intel.
Über den Fortbildungsmarkt von n-21 sind über 30.000 weitere Lehrkräfte im IT-Bereich fortgebildet worden.
Dennoch können wir uns hierauf nicht ausruhen: Eine Studie "Medienkompetenz für Niedersachsens Schulen", die das Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung an der Musikhochschule Hannover im Auftrage der Niedersächsischen Landesmedienanstalt durchgeführt hat, zeigt auf, dass die Fortbildung im Medienbereich praxisorientierter werden und stärker medienerzieherische Themen berücksichtigen muss. Es wird auch deutlich, dass ca. 27% der Lehrkräfte einer schulischen Medienpädagogik eher ablehnend gegenüber stehen. Speziell für diese Gruppe der Pädagogen, aber auch für andere müssen praxisorientierte, didaktisch und methodisch fundierte Materialien zur Verfügung gestellt werden und spezifische Anreize geschaffen werden. Solche Anreize können z. B. Wettbewerbe wie die Internetatlanten oder projektorientierte Arbeiten von Schülerinnen und Schülern sein. Bei den Online-Redaktionen berichten Schulen z. B. live aus dem Landtag oder stellen eigene Internetradio-Programme zusammen.

•  Die Ausstattung der Schulen mit PC muss in Zukunft weg vom (häufig abgeschlossenen bzw. nur über lange Planungen und Absprachen erreichbaren) PC-Raum hin zum ständig möglichen Zugriff auf PC und Internet in den Klassenräumen oder Medienecken gehen. Beispielhaft sei unser Vorzeigeprojekt "1000mal1000" genannt, bei dem mittlerweile in 22 Schulen mit 125 Klassen in den Jahrgängen 7 bis 10 3.500 elternfinanzierte Notebooks zum Einsatz kommen. Sie sehen, der Name dieses Programms hat sich überholt: Eigentlich war angedacht, 1000 Notebooks für je 1000 Euro von Eltern finanzieren zu lassen, heute sind 3.500 Notebooks für durchschnittlich 700 Euro im Einsatz. Über zentrale Vernetzungen ist in diesen Notebook-Klassen jederzeit der Zugriff zum Internet und zu Anwendungsprogrammen im Unterricht möglich.

•  Die Betreuung der PC in den Schulen wurde lange Jahre hauptsächlich von versierten Lehrkräften durchgeführt, die dafür zum Teil auch Anrechnungsstunden erhielten. Seit die Ausstattung mit PC auch andere Schulformen als die der Gymnasien erreicht hatte, wurde es immer schwieriger, solche Lehrkräfte zu finden. Zudem bin ich der Meinung, dass Lehrkräfte sich mit den Aufgaben auseinandersetzen sollen, für die sie ausgebildet sind, nämlich dem Unterrichten. Zur Lösung des Betreuungsproblems der Netzwerke und PC-Ausstattung in den Schulen zahlt das Land Niedersachsen daher den kommunalen Schulträgern 5 Mio. Euro jährlich mit dem Wunsch, dass sie den gleichen Betrag einstellen. Das ist sicher kein riesiger Betrag für ca. 3.100 öffentliche Schulen, trägt aber dazu bei, dass die Schulträger zusammen mit den Schulen intelligente Lösungen vor Ort erarbeiten. Die Beschwerden über fehlende Betreuung haben seitdem jedenfalls sehr nachgelassen.

•  Die Auswahl und Beschaffung der notwendigen Anwendungssoftware ist für Schulen ohne Beratung sehr schwierig. Auf dem Niedersächsischen Bildungsserver sind zu diesem Bereich Beratungsunterlagen eingestellt worden, die genügend Informationen bieten, um für bestimmte Schulformen, Fächer und Jahrgänge die passende Software auszusuchen. Auch ein Verweis auf die Datenbank SODIS ist hier zu finden, in der Programme bewertet und als geeignet oder weniger geeignet eingestuft werden. Natürlich können Programme auch bei den kommunalen Kreis- und Stadtbildstellen ausgeliehen werden. Das hat den Vorteil, dass die Schule für Programme, die selten benötigt werden, nicht viel Geld ausgeben muss bzw. die Software in Ruhe testen kann. Zurzeit sind wir dabei, die Aufgaben der Fachkräfte, die das Land den Medienzentren zur Verfügung stellt, so zu verändern, dass u. a. eine Beratung hinsichtlich des Einsatzes von Unterrichtsoftware möglich wird.
Auch die digita-Preisverleihung ist ein Forum, auf dem Schulen Anregungen für den unterrichtlichen Einsatz von geeigneter Software bekommen können.

 
 
Lassen Sie mich noch ein Thema erwähnen, dass uns im Bereich von Neuen Medien und Internet im Augenblick in Niedersachsen besonders beschäftigt und für das wir viele Ressourcen einsetzen: Das Stichwort heißt "e-government in der Schulverwaltung". Das Medium hierfür ist der Niedersächsische Bildungsserver NiBiS, der als Kooperations- und Kommunikationsplattform für alle Schulen Niedersachsens agiert.

Wir haben schon vor längerem jeder Schule Niedersachsens eine offizielle E-mail-Adresse eingerichtet, über die eine Kommunikation mit dem Ministerium und der Schulaufsicht reibungslos und schnell funktioniert. Schwerpunkte der Verwaltungsarbeit über das Internet sind das in diesem Frühjahr erstmalig anlaufende Zentralabitur in Niedersachsen, die Abschlussprüfungen im Sekundarbereich I und die Vergleichsarbeiten. Die Aufgaben werden von den Schulen über speziell abgesicherte Seiten zeitnah über Passworte verschlüsselt abgerufen und in der Schule entschlüsselt und ausgedruckt. Auch Abfragen über das Internet werden von den Fachreferaten immer häufiger eingesetzt, so zum Beispiel für die Abfrage der entgeltlichen Ausleihe von Lernmitteln und die Fitness-Landkarte. Geplant ist, Abfragen zur Ausstattung der Schulen mit Computern und Programmen und die halbjährliche Statistik zukünftig über das Internet durchzuführen.

 
 
Nach diesen kurzen Ausführungen zum Einsatz der neuen Medien in Niedersachsen mache ich nun die Bühne frei für die Vergabe des Bildungssoftwarepreises digita und freue mich auf eine spannende Preisverleihung! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 
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