Service Reden 2006 › Wilfried Hendricks

  21. Februar 2006
Eröffnungsstatement zur Preisverleihung des digita 2006

 
 
digita-Initiator Wilfried Hendricks, auf der didacta 2006 in Hannover


Sehr geehrter Herr Minister Busemann,
sehr geehrte Nominierte,
sehr geehrte Damen und Herren!

Namens der Veranstalter des Deutschen Bildungssoftware-Preises digita - der Zeitschrift bild der wissenschaft, des IBI - Institut für Bildung in der Informationsgesellschaft, und der Stiftung Lesen - heiße ich Sie zur diesjährigen Preisverleihung im Forum Multimedia herzlich willkommen.

 

 
 
Es ist schade, dass ich diese Rede am Anfang halten muss. Leider kann ich dort, wo ich konkret werden müsste, nichts sagen, weil dies ein Vorgriff auf die Bekanntgabe der Sieger wäre. Würde ich die Rede am Schluss halten, würde keiner mehr zuhören, weil die einen sich nur noch freuen möchten und die anderen den Siegern gratulieren wollen. Also, sage ich das, was ich im Auftrage der Jury sagen möchte, hier und jetzt.

Der 11. Wettbewerb um den Deutschen Bildungssoftware-Preis "digita" erreicht heute seinen Höhepunkt und zugleich seinen Abschluss. Ungefähr ein halbes Jahr der immer intensiver werdenden Beschäftigung mit dem Wettbewerb liegt nun hinter uns.

"Uns" meint zunächst Sie als Einreicher, die mit einem gewissen Interesse, gewiss auch mit Spannung, den Weg der von Ihnen zum Wettbewerb angemeldeten 80 Produkte verfolgt haben. Die Träger des digita - bild der wissenschaft, IBI und Stiftung Lesen - danken den Wettbewerbsteilnehmern, dass Sie sich den kritischen Augen der Jury gestellt haben.

"Uns" meint sodann die 59 Gutachterinnen und Gutachter aus Schulen, Universitäten, Forschungsinstituten und Unternehmen. Die Jury hätte ihre Arbeit nicht machen können, wenn ihr diese Damen und Herren mit dem großen Sachverstand nicht zugearbeitet hätten, die auch - wo nötig - sich mit der jeweiligen Zielgruppe gemeinsam über die Produkte gebeugt haben. Herzlicher Dank an diese Kolleginnen und Kollegen!

"Uns" - das sind auch die Mitarbeiter aus der digita-Geschäftsstelle im IBI:
•  Morten Hendricks als Projektmanager und Gestalter der Website und der heutigen Präsentation,
•  Christel Rothfuß als stets präsente Projektassistentin,
•  Daniela Nicolai als Grafikerin,
•  Wolfgang Friebe als Juryassistent.

Sie haben zu unterschiedlichen Zeiten sehr intensiv daran gearbeitet, dass der Wettbewerb gut organisiert durchgeführt werden konnte. Auch Ihnen unser herzlicher Dank!


 
 
"Uns" meint schließlich auch die 8 Jurymitglieder, die ich an dieser Stelle vorstellen möchte:

•  Reiner Korbmann von Science und Media, München
•  Dr. Barbara Meifort vom Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn
•  Ministerialrat Rudolf Peschke vom Hessischen Kultusministerium, Wiesbaden
•  Ministerialrätin Regina Pötke vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, München
Dr. Matthias Utesch von der Siemens AG, München

Für die Träger des digita wirken in der Jury:
•  Ralf Buttscher von der Zeitschrift bild der Wissenschaft, Stuttgart
•  Bodo Franzmann von der Stiftung Lesen, Mainz
•  ich, Wilfried Hendricks vom IBI - Institut für Bildung in der Informationsgesellschaft an der TU Berlin.

Die Jury-Mitglieder haben nicht nur zwei Tage Ihrer kostbaren Zeit in Berlin in der Jury verbracht, sie haben auch viele Stunden die Stellungnahmen der Gutachter studiert.

"Uns" meint schließlich auch die beiden Verbände - didacta-Verband und VdS-Bildungsmedien, die als ideelle Träger der didacta - Die Bildungsmesse - wie seit dem Jahre 2000 - die Durchführung des digita ermöglichen. Ich danke dafür dem Messeausschuss der beiden Verbände und den Verantwortlichen der Deutschen Messe, dass auch in diesem Jahr der Wettbewerb zu einem guten Abschluss gebracht werden kann.

Wir alle haben also unsere Arbeit gemacht, so dass wir am Ende exzellente nominable Programme herausgefunden haben, aus denen wir heute die 10 Sieger präsentieren.

 
 
Es ist üblich - und wird auch erwartet - an dieser Stelle einige Erkenntnisse aus dem Wettbewerb kurz vorzustellen. Vor vier Jahren sagte ein damals noch als Geschäftsführer tätiger Kollege "Ja, gibt es denn gar nichts Neues? Was hier ausgezeichnet wird, so etwas kennen wir doch schon seit Jahr und Tag." Mal abgesehen davon, dass er das selbst hätte ändern können, wenn es denn überhaupt änderbar gewesen wäre, ich finde es nicht so schlecht, dass gute Dinge sich langsam in die Breite entwickeln Aber ob sich überhaupt noch was nach oben entwickelt und dann auch noch in die Breite - das werden wir nach der Preisverleihung in kleinen Gruppen bei Häppchen und Getränken diskutieren können.

Eins ist Ihnen allen in den letzten Monaten deutlich geworden: Sie alle - Anbieter oder Kunden - haben gemerkt, dass der Markt durch Unternehmensentscheidungen stark beeinflusst wird und sich damit das Angebot quantitativ und qualitativ verändert.

Das Geschehen am Markt spiegelt sich natürlich auch beim digita wider. Es ist schon feststellbar, dass die Konzentration in der Bildungswirtschaft zu einem Rückgang in der inhaltlichen, thematischen Breite und vor allem in der Menge des Angebotes führt - und auch in der Qualität der angebotenen Produkte.
Inzwischen ebbt die kleine Welle der Neuentwicklungen ab, die durch die finanzielle Förderung durch das BMBF entstanden war. Sie hat einige Preise und Nominierungen - auch im letzten Jahr - begünstigt. Allerdings sind nicht alle geförderten Produkte auch automatisch besser als die nicht geförderten.

 
 
Meine Damen und Herren, - sie sehen es in den Nominierungen - wir haben im diesjährigen Wettbewerb deutliche Akzentsetzungen. Noch wissen wir nicht, ob dies Zeichen eines Trends sind:

•  Wenige nominable Produkte im Bereich der Beruflichen Aus- und Weiterbildung und des Studiums. Dabei sind durchaus auch namhafte Unternehmen am Start gewesen.
•  Auffällig ist das zunehmende Angebot im Bereich der Förderung von Benachteiligten. Hier freuen wir uns als Juroren ganz besonders, dass eine Zunahme festzustellen ist bei den sogenannten Marktnischenprodukten - die bei genauem Nachrechnen gar keine sind, denn hier gibt es eine in die Millionen reichende Zahl von potenziellen Abnehmern oder Nutzern. Dieser "special interest-Sektor" scheint rechtzeitig von den kleinen Herstellern und den non-profit-Organisationen entdeckt worden zu sein - und zwar mit erkennbar positivem Effekt.
 
 
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich bitte noch etwas zur "Auswahlpolitik" sagen.
Uns wird immer wieder vorgehalten, wir würden die Großen Medienhäuser und Verlage bevorzugen. Mal abgesehen davon, dass dies inzwischen ein numerisches Problem zu werden droht, es stimmt einfach nicht. Nähmen Sie die Relation wahr, die wir nicht nachweisen können, da wir nicht mitteilen möchten, wer am Wettbewerb teilgenommen hat, dann würden Sie feststellen, dass fast immer - wie auch in diesem Jahr - ca. 40% der Sieger nicht zu den großen etablierten Verlagen und Medienhäusern zählen. Nun kann daraus allerdings auch nicht im Umkehrschluss gefolgert werden, die Jury wollte gegenüber dem Establishment Stärke demonstrieren. Es hat sich eben so nach Lage der eingereichten Produkte entwickelt. Wobei gewiss mancher Marketingleiter nachher sagen würde, wenn das Jury-Ergebnis bekannt wird, dass er mit dem einen oder anderen Produkt durchaus gute Chancen im Wettbewerb gehabt hätte.

Aber: Nach dem Wettbewerb ist immer auch vor dem Wettbewerb - insofern können Sie für den digita 2007 andere Auswahlentscheidungen treffen. Es gibt sogar - bisweilen kommt es vor - Einreicher, die ein und dasselbe Produkt in unterschiedlichen Stadien der Reife bei uns eingereicht haben und schließlich doch nominiert wurden oder sogar einen digita als Preis gewannen. Also verfolgen Sie in Ihren Häusern bitte auch unsere Anregungen zur Weiterentwicklung der Produkte. Wir treten mitunter in einen kritisch-konstruktiven Dialog mit Entwicklern.

 
 
Wir haben im vergangenen Jahr Studien in deutschen Schulen durchgeführt, bei denen wir feststellen wollten, wie es mit dem Engagement der Lehrerschaft und der Bereitschaft der Kinder und Jugendlichen aussieht, mit den digitalen Medien lernen und lehren zu wollen.

Hier klafft eine Lücke zwischen den Interessen und Ansprüchen der Schülerschaft und der Bereitschaft oder dem Engagement der Lehrerschaft, mit digitalen Medien zu lernen und zu arbeiten.
Viele Kinder und Jugendliche haben durchaus erfahren, dass Bildungssoftware positive Effekte auf ihre Lernerfolge hat. Sie verweisen darauf, dass die Software ihrem individuellen Lerntempo und ihren Lerninteressen häufig besser gerecht werden kann, als es der konventionelle Unterricht zuwege bringen kann.

Auch das Internet als Informationsquelle und Lernort findet bei den Schülerinnen und Schülern großen Anklang. Wer über die entsprechenden Ausstattungsvoraussetzungen verfügt, der nutzt die digitalen Medien und Werkzeuge - allerdings vorzugsweise daheim. Die Erwartung - übrigens nicht nur der Schüler, sondern auch der Eltern - geht aber dahin, dass die Schule hierbei mitzieht, dass die Nutzung digitaler Medien zum normalen Alltag in deutschen Schulen gehört.

An dieser Stelle - Sie ahnen es - stoßen wir auf die seit vielen Jahren hinlänglich bekannten Probleme: die Qualifikation der Lehrerschaft ist an diesem Punkt ausbaufähig, und die Ausstattung der Schulen mit Hardware und Software und mit einem leistungsfähigen Supportsystem nicht minder. Ich habe in der vergangenen Woche auf einer Pressekonferenz bei den Journalisten ungläubiges Staunen produziert, als ich sagte, in Deutschland läge die Relation Schüler - Computer bei 12:1 bis 15:1 (je nach Quelle).


 
 


Sie merken, meine Damen und Herren, an dieser Stelle wird es politisch, und das ist ein guter Grund, mich unserem Schirmherrn des diesjährigen Wettbewerbs zuzuwenden. Es ist Tradition, dass wir jedes Jahr einen Bildungsminister oder eine Bildungsministerin für die Schirmherrschaft gewinnen können.

Ich freue mich sehr, dass in diesem Jahr Sie, sehr geehrter Herr Minister Busemann, unserer Bitte nachgekommen sind. Wie Sie wissen, macht es mir eine ganz besondere Freude, hier in Hannover, mit Ihnen gemeinsam, die Preisverleihung durchführen zu können. In Hannover hat vor nunmehr 23 Jahren einer Ihrer Vorgänger, Herr Oschatz die Vorgaben zur Entwicklung eines Konzeptes gemacht, das damals beispielgebend für die ganze Republik war und heute noch wäre, wenn es von ihren zwei Vorgängern konsequent fortgesetzt worden wäre. Insofern würde es mich nicht überraschen von Ihnen zu hören, dass Niedersachsen alte und bewährte Konzepte weiter führt, aber jetzt mit neuen Akzentsetzungen im Kontext der inzwischen veränderten Vorstellungen über die Zukunft des Betriebes Schule.

Begrüßen Sie bitte mit mir den Schirmherrn des digita 2006: Herrn Bernd Busemann, Kultusminister des Landes Niedersachsen.

 
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